Erstes Potsdamer Gold am ersten Tag

Hans Schuffenhauer gewann das Diskuswerfen der M75 bei den Senioren-Europameisterschaften

Robert Schreier

Es war gestern kurz nach zwei, da ertönte ein Aufschrei der Begeisterung von den rund 1000 Zuschauern auf der Hauptribüne des Potsdamer Leichtathletikstadions im Luftschiffhafen.

Im Diskuskäfig hatte gerade der 76-jährige Hans Schuffenhauer mit seinem letzten Versuch das erste Gold bei den Leichtathletik-Europameisterschaften der Senioren für den Austragungsort gewonnen. "Das war eine Zitterpartie", resümierte der Athlet vom ESV Lok anschließend. Zwar legte Schuffenhauer in seinem ersten von sechs Würfen eine Weite von 32,39 Metern vor. Der spätere Zweitplatzierte Edmund Seib übertraf den Lokalmatadoren allerdings kurz vor Schluss um elf Zentimeter. Schuffenhauer konterte im letzten Durchgang.

"Ich fühlte mich unsicher, wusste nicht, wie ich den Versuch angehen sollte", berichtete er. Drei Fehlversuche auf dem Konto, ging der Diskus wieder weit nach rechts, knapp am Schutzkäfig vorbei. "Als er meine Hand verließ, wusste ich, dass der Wurf gut war." Ein Blick zur Kontrolle und Schuffenhauer riss beide Fäuste in die Luft. Mit 33,39 m gewann der Senioren-Weltmeister seinen ersten EM-Titel. Dennoch war der Mann, der bei fünf Starts eine Medaille holen wollte, nicht ganz zufrieden: "Das war einer meiner schwächsten Wettkämpfe. Doch Gott sei Dank, es hat gereicht." Nach diesem gelungenen Auftakt geht Schuffenhauer seine weiteren Starts gelassen an: "Ich würde mich über noch eine Medaille freuen."

Eine Silbermedaille gewann die für den SC Potsdam startende Ilona Briesenick im Kugelstoßen. Über ihre 11,83 m und ihren zweiten Platz freute sich die als Ilona Slupianek 1980 mit einer Weite von 22,41 m Olympiasiegerin im Kugelstoßen gewordene Berlinerin riesig: "Das hat Spaß gemacht, vielleicht mache ich weiter."

Zwei EM-Starts plante Wolfgang Hamel vom ESV Lok Potsdam. Seine erste Disziplin, das Diskuswerfen, brach er gestern nach nur einem Versuch ab. Verletzungsgeplagt legte Hamel sein Hauptaugenmerk auf den am Donnerstag stattfindenen Kugelstoß-Wettbewerb. Im Frühjahr machten ihm grippale Infekte zu schaffen, er hatte viel Trainingsausfall. Hinzu kam vor der EM eine inzwischen auskurierte Oberschenkelzerrung. Gestern trat Hamel nur für das Reglement an, das ihn bei einem Startverzicht im Diskus für das Kugelstoßen disqualifiziert hätte. "Ich bin ein bisschen traurig. Meinen Abschied vom Leistungssport in meiner Heimatstadt hatte ich mir ein anders vorgestellt", so Hamel, der mit der Kugel 15 Meter erreichen und damit eine Medaille holen möchte.

Auch die ersten Sieger im Kugelstoßen bekamen die Medaillen aus prominenter Hand. Dieter Hoffmann, erster Zwanzigmeterstoßer Europas, gab sich die Ehre. "An meiner alten Wirkungsstätte möchte ich helfen", so Potsdams erster Europameister im Kugelstoßen, der sich bei der EM nur als Zuschauer verdingt: "Selbst antreten werde ich nicht. Ich lebe noch in der Vorstellung, was ich früher erreicht habe. Mit einer hingekrepelten Weite würde ich mich selbst beleidigen", so der 61-jährige ehemalige Europarekordhalter (20,64 m).

Quelle und mit freundlicher Genehmigung der Potsdamer Neuesten Nachrichten