Sehen und Staunen ist empfohlen

Horst Sperfeld

In den nächsten Tagen werden auf den Lokalseiten der MAZ Namen wie Brigitte Schommler aus Neuruppin oder Hans Schuffenhauer und Frank Möller aus Potsdam vermehrt auftauchen. Heute Abend um 18 Uhr erfolgt nämlich die feierliche Eröffnung der Europameisterschaften der Leichtathletik-Senioren im Potsdamer Stadion Luftschiffhafen. Unter den mit ihren Delegationen wie bei Olympia einmarschierenden Aktiven werden auch viele Brandenburger sein.

Olympische Dimensionen hat das Ganze allemal. Genau 4385 Athleten waren bis gestern gemeldet, davon allein 1895 aus dem Gastgeberland. Zu vergeben sind 586 Titel, deren Vielzahl sich aus den unterschiedlichen Altersklassen - Frauen ab 35 bis open end, Männer ab 40, abgestuft in Fünfjahresschritten - ergibt. Doch nicht allein die Masse stellt die Organisatoren vor außergewöhnliche Probleme. Wenn beispielsweise ein 75-jähriger Sportler sich ausgerechnet im Stabhochsprung versuchen will, kann er nicht wie die Jugend bei drei Meter beginnen, sondern muss als Ausgangshöhe 1,60 m zur Verfügung haben. Dafür aber ist eine Stabhochsprung-Anlage nicht ausgelegt, Abhilfe muss her. Ähnliche Fragen betreffen den Hochsprung oder die Hürden. Ab heute gibt es keine Ausreden mehr, alles muss bereit sein.

Aus dem Brandenburgischen ist Lok Potsdam am stärksten vertreten. Den Lok-Leichtathleten ist es indirekt wohl auch zu danken, dass ihre Heimatstadt den Zuschlag für die Ausrichtung der Titelkämpfe bekommen hat. Sie tauchten im letzten Jahrzehnt in der ganzen Welt bei großen Titelkämpfen auf, machten den Namen Potsdam zu einem Begriff in der einen immer größeren Boom erlebenden Senioren-Leichtathletik. Hier bringen sie 30 ihrer Besten an den Start, darunter Weltmeister der vergangenen Jahre wie Hans Schuffenhauer (AK M 75, Hochsprung und Wurf) und Wolfgang Hamel (M 60, Kugelstoßen).

Der SC Potsdam steht dem Ortsnachbarn mit 25 Teilnehmern kaum nach. In seiner Abordnung ist eine ganze Reihe einstiger Leistungssport-Prominenz zu finden. Ex-Kugelstoßweltrekordlerin Ilona Briesenick, die Diskuswurf-Olympiazweite Diana Gansky, Zehnkampf-Vizeeuropameister Herbert Wessel oder der 400-m-Olympiastaffel-Vierte Frank Möller fallen in der Meldeliste auf. Der SC Potsdam besetzt mehr den "jugendlicheren Bereich", Lok die höheren Altersklassen. Mit dem 800-m-Europameister von 1978, Olaf Beyer, bringt der Potsdamer Laufclub ebenso einen Prominenten an den Start, der nicht nur zu den Sieganwärtern gehört, sondern auch noch einer der Organisatoren der Meisterschaften ist.

Ein MAZ-Leser bat per Telefon, den EM-Zeitplan zu veröffentlichen. Das ist bei der Menge von Wettbewerben nicht möglich. Gesagt sei deshalb, dass es von Freitag bis zum Sonntag in einer Woche (25. August) im Luftschiffhafen sowie auf dem Sportplatz Sandscholle in Babelsberg stets zwischen 8.00 und 9.30 Uhr los geht und bis in den Abend andauert. Gern gesehene Besucher bekommen mit Sicherheit etwas zu sehen, was nicht alltäglich ist. Der Beobachter muss sich nur mal vorstellen, zu welcher Leistung er selber fähig ist. Dann wird er ins Staunen kommen.

Quelle und mit freundlicher Genehmigung der Märkische Allgemeine