Medaillensätze komplett

Von Robert Schreier

Bei den Leichtathletik-EM der Senioren standen am Sonnabend die 200- und 800-Meter-Entscheidungen auf dem Programm. Während Frank Moeller als einziger Potsdamer Hoffnungsträger über die kurze Distanz schon im Zwischenlauf scheiterte, verpassten die Brandenburger Vertreter über die doppelte Stadionrunde teilweise nur knapp Edelmetall. Als erster ging Alfred Engfer in der Altersklasse M 65 auf die Bahn. Schon vor seinem Rennen hatte der Caputher nicht mit einem Podestplatz geliebäugelt. "Eine Medaille ist nicht wichtig. Ich bin sehr zufrieden, dass ich über 400 und 800 Meter zweimal in die Endläufe kam." Dabei war es für den Brandenburger Laufwart der Senioren knapper als erwartet. Nach einer Runde noch auf Platz drei liegend, wurde er auf der Zielgeraden noch überspurtet und landete auf dem guten 5. Rang. "Mehr war nicht drin", lautete das Fazit des ehrenamtlichen Nachwuchstrainers vom Caputher SC, der sich noch vor vier Monaten einer Knieoperation unterziehen musste. Als kleines Trostpflaster stellte Engfer noch eine persönliche Jahresbestleistung (2:30,77 Min.) auf.

Direkt nachdem er wieder zu Kräften gekommen war, hieß es Daumendrücken. Denn mit Willi Klaus (M 60) vom ESV Lok Potsdam stand der Titelverteidiger am Start. Bereits mit je einmal Silber und Bronze geschmückt, wollte der Saalower noch einmal angreifen. "Das ist ein langsames Tempo, gut für Willi. Da kann er was machen", analysierte der ausschnaufende Engfer hoffnungsvoll. In der Tat zeichnete sich ein taktisches Rennen ab. Erst auf den letzten hundert Metern ging an der Spitze des Feldes die Post ab. Auf Rang drei liegend, lieferte sich Klaus ein packendes Finish mit Christian Bard. Sogar die Ellbogen wurden ausgefahren, aber es nützte nichts. Klaus wurde Vierter und zeigte sich etwas enttäuscht: "Ich habe den Fehler gemacht, lange außen zu laufen, um an der Gruppe zu bleiben. So bin ich etwa zehn Meter mehr gelaufen und am Ende fehlten die Kräfte. Ich wollte meinen Kontrahenten dann auch nicht mehr unfair behindern. Er hat sich den dritten Platz verdient." Als Versöhnung konnte Willi Klaus gestern in der deutschen 4mal-400 m Staffel seinen Medaillensatz komplettieren. Überlegen gewannen die Titelverteidiger in 4:05:06 min Gold, wobei Klaus als Dritter lief.

Ein kleines Trostpflaster brauchte auch Angelika Ehebrecht (W 40). Die Potsdamerin war im Vorlauf noch so schnell wie nie über die 800 m geflitzt. Nach einem guten Start in die erste Rundes des Finales, konnte sie nicht mehr genug zusetzen. "Ich bin ziemlich schnell fest geworden", heißt das in der Läufersprache. Was blieb war der vierte Rang in der zweitbesten Karrierezeit (2:26,14 Min.). "Ich habe mein Bestes gegeben. Auch wenn ich vorher von solch einem Ergebnis nicht zu träumen gewagt hatte, schwingt nach dem Lauf ein bisschen Wehmut über den Platz der Goldenen Ananas mit", resümierte die Sportlerin, die von ihrem Laufclub angefeuert wurde. "Insgesamt war ich froh, dass ich überhaupt in den Endlauf kam. Nach meiner Meniskusoperation vor zwei Monaten habe ich das nur meiner Trainerin Ulrike Bruns zu verdanken", ging der Dank an die ehemalige Spitzenläuferin. Den mit Abstand größten Jubel erhielt Wolfgang Kreemke (M 45) von Lok Potsdam. Am Vorabend des Wettkampfes sei er noch mit seinen ehemaligen Studienkollegen unterwegs gewesen und das Rennen käme daher recht früh, flachste der Gymnasiallehrer. Eingangs der letzten Kurve zog das Tempo des Feldes rasant an. Der entscheidende Moment: "Ich hätte mitgehen können, fühlte mich fit, aber ich kam einfach nicht aus der Position heraus", haderte er. Kreemkes Freunden war es egal. Sie bejubelten den fünften Platz wie einen EM-Titel. Mit einem glücklichen Gesicht holte sich Hans Schuffenhauer seine bereits am Freitagabend errungene Bronzemedaille im Werferfünfkampf ab. Der 76-jährige Lok-Athlet konnte damit nach Gold im Diskuswerfen und Silber im Hammerwurf ebenfalls seinen Medaillensatz komplettieren. Damit waren Schuffenhauer und Klaus die erfolgreichsten Potsdamer Leichtathleten dieser SEM.

 

Quelle und mit freundlicher Genehmigung der Potsdamer Neuesten Nachrichten