Willi Klaus trumpft auf

Seine Karriere kam erst durch eine Wette zum Laufen

Von Robert Schreier

(PNN 20.08.) Eigentlich gilt es für Willi Klaus vom ESV Lokomotive Potsdam erst am Sonnabend so richtig. Dann möchte der 63-Jährige bei der Leichtathletik-Europameisterschaft der Senioren seinen Titel über die 800 Meter erfolgreich verteidigen.

Locker wird er an den Start gehen können. Denn seine beiden bisherigen Starts waren alles andere als bloßes Warmlaufen. Am vergangen Sonnabend holte Klaus über 300 m Hürden völlig überraschend die Silbermedaille. "Eigentlich laufe ich im Training die Hürden nur, um Kraft für die 400 und 800 Meter zu bekommen", erklärt der zehnfache Großvater. Mehr oder weniger aus Spaß habe er sich dann zum Wettkampf gemeldet und konnte ganz ohne Erwartungsdruck laufen. Bezwungen wurde Klaus in diesem Rennen nur von Guido Mueller.

Der war auch gestern im Rennen über 400 Meter unschlagbar. Hinter dem Sieger (58,08 s) lieferte sich der gebürtige Saalower ­ liegt bei Zossen ­ Klaus ein packendes Fotofinish mit dem Litauer Vytautas Kasparaitis. Letztlich hatte der Balte seinen Oberkörper eher im Ziel als der Potsdamer. "Meine Taktik, kontrolliert anzugehen und auf der Zielgeraden die Platzierung abzusichern, hat gut funktioniert. Ich bin zufrieden", freute sich der Besitzer eines Jüterboger Autohauses über seine Zeit von 59,60 Sekunden.

Eine Bronzemedaille aus dem Kalten heraus war das 400-m-Edelmetall, denn das EM-Rennen war sein erstes in diesem Jahr. Überhaupt konnte der Fan von Dieter Baumann wegen einer Operation erst seit Juni trainieren. Seit etwa einem Jahr gehört Willi Klaus dem ESV Lok an. Vor zwei Jahren traf er während eines Wettkampfes auf den Potsdamer Senioren-Leichtathleten und Mitorganisator der aktuellen EM, Helmar Priesemuth. Der lockte den damals für Berlin startenden Klaus in die Landeshauptstadt.

Der Entschluss, sich sportlich zu betätigen, reifte erst spät bei Willi Klaus. Zwar waren seine Leistungen im Schulsport stets sehr gut, aber bis zu seinem 42. Lebensjahr ertüchtigte er sich gar nicht. Erst eine Wette mit drei Freunden am Stammtisch öffnete ihm die Leidenschaft für die Leichtathletik. Damals hatten die drei sich vorgenommen, bei dem ein halbes Jahr später stattfinden Rennsteiglauf anzutreten. Willi Klaus war der älteste der drei Neueinsteiger in Sachen Laufsport. Über die Ziellinie in Thüringen aber kam er zuerst. "Das hat mich motiviert, weiter zu machen", so Willi Klaus. Über seine Paradestrecke am Sonnabend wünscht sich Willi Klaus nochmal eine Medaille.

Quelle und mit freundlicher Genehmigung der Potsdamer Neuesten Nachrichten