Brandenburger Geher bei Senioren-EM vorneweg

Hochburg Treuenbrietzen

Horst Sperfeld

Potsdam (22.08.) "Dieser Kurs hat schon Tradition. Zu DDR-Zeiten gab es hier auch Meisterschaften", sagte Hans-Joachim Pathus gestern auf der Potsdamer Forststraße. Der schattige Parcours war genau das richtige Terrain für die cirka 180 Geher, die sich in den verschiedenen Altersklassen um die Titel bei den Leichtathletik-Europameisterschaften der Senioren bewarben. Auf 1250 Metern Asphalt ging es hin und her bis zu den 20 km bei den Männern. Dass hier auch ein paar Lokalmatadoren vorn dabei waren, freute Pathus besonders. Zu Beginn der 60er Jahre selbst vielfacher Meister und DDR-Rekord-Geher, arbeitete der Babelsberger danach Jahrzehnte als verantwortlicher Trainer. Zum Monatsende beendet der im September 66 Jahre alt werdende Sportsmann seine berufliche Tätigkeit, wird den Staffelstab an Ronald Weigel übergeben. Der ehemalige Weltmeister und mehrfache olympische Medaillengewinner gehörte einst beim Armeesportclub Vorwärts auch zu Pathus' Schützlingen genauso wie Detlef Thrun (M 55) und Mario Kerber (M 45), die gestern jeweils Vierte in ihren Altersklassen wurden. "Das hat mich gefreut, hier alte Bekannte zu treffen", meinte Pathus, der gemeinsam mit Christoph Kopp, dem Präsidenten des Berliner Leichtathletik-Verbandes, bei den Senioren-EM für die Straßenwettbewerbe verantwortlich zeichnet. Das hieß auch Mädchen für alles zu sein. beim Auf- und Abbau der Straßenzäune und der Kegel legte Pathus mit Hand an. Schließlich sollte alles regelgerecht über die Bühne gehen.

Apropos Gehen. Als eine Hochburg dieses Sports hat sich in den letzten Jahren auch Treuenbrietzen entwickelt. Die Stadt am Rande des Flämings ist bisher in sportlicher Hinsicht vor allem als Heimatort von Box-Weltmeister Henry Maske bekannt. Seit gestern hat sie auch einen Vizeeuropameister. Udo Schaeffer wurde in der AK M 50 in 1:46:34 Stunden Zweiter hinter dem Italiener Roberto Cervi. Der kleine Mann mit dem langen schwarzen Zopf ging die 20 km in beachtlichen 1:38:49.

Schaeffer tritt wie Kerber für den MTV Treuenbrietzen an und stammt aus Eisenhüttenstadt. Dort kämpfte er sich bis in die DDR-Spitze, kam dann noch mit 26 Jahren zum SC Dynamo Berlin, errang 1977 Platz zwei bei den nationalen Titelkämpfen über 50 km. "Das war damals die Ära von Ronny Weigel und Hartwig Gauder", erzählte Schaeffer, der seit Jahren den deutschen Geher-Pokal organisiert. "Das sind immerhin 30 Wettkämpfe im Jahr, mit denen wir versuchen, für Geher-Nachwuchs zu sorgen." Laut Schaeffer, der für einige Veranstaltungen selbst verantwortlich zeichnet, würden sich tatsächlich immer wieder neue Talente anbieten. "Das Gehen in Deutschland liegt nicht am Boden."

Der 52-jährige Inhaber einer Versicherungsagentur betreut beim MTV zudem eine Trainingsgruppe. Kathrin Schulze wurde im Vorjahr bereits Zweite bei den deutschen Junioren-Meisterschaften. Der ehrenamtliche Übungsleiter geht da mit gutem Beispiel im wahrsten Sinne voran. Bereits dreimal holte er in den vergangenen Jahren EM-Bronze bei den Senioren. Nun hat es beim Heimspiel endlich zu Silber gereicht. Im Mai wurde er in Riccione/Italien sogar Senioren-Weltmeister im 10 -km-Straßengehen. "Das war genau die richtige Strecke für mich", erzählte Schaeffer. <http://www.maerkischeallgemeine.de/no.gif>

Quelle und mit freundlicher Genehmigung der Märkische Allgemeine